Der Hallux valgus ist die häufigste Fehlstellung des Vorfußes und die häufigste Ursache für einen operativen Eingriff am Fuß. Es handelt sich bei dieser komplexen Deformität um eine Achsabweichung der Großzehe nach außen und des Mittelfußes nach innen. Dabei drückt sich der Kopf des Mittelfußknochens am inneren Rand deutlich sichtbar gegen die Haut und die Fehlbelastung führt zu einer Entzündungsreaktion am Gelenk. Folge sind Schmerzen, zunehmende Deformierung der Füße und ein Schuhkonflikt.
Neben einer erblichen Veranlagung für diese Zehenfehlstellung werden ein Spreizfuß und das Tragen falschen Schuhwerks (Absatzschuhe) für die Entstehung verantwortlich gemacht.
Können milde Formen durch entsprechende Einlagen, Schienen und andere Hilfsmittel symptomatisch behandelt werden, so erfordern fortschreitende Veränderungen die korrigierende operative Behandlung.
Die operative Therapie der Hallux valgus-Deformität hat insbesondere in den letzten Jahren dank neuer Techniken und Implantate deutliche Fortschritte erzielt. Es werden mehr als 150 verschiedene Operationstechniken für die Behandlung des Hallux valgus beschrieben.
Abhängig von der Ausprägung und der Lokalisation der Deformität können folgende Methoden die beste Lösung für den Patienten darstellen:
Es obliegt dem erfahrenen Fußchirurgen den individuell für den Patienten passenden Eingriff abzustimmen.
Links: Hallux valgus Deformität. Rechts: Operative Achskorrektur der Großzehe durch eine Chevron- und Akin-Osteotomie.
Links: Schwere Hallux valgus Deformität mit starken Beschwerden im Bereich des Großzehenballens. Rechts: Operative, basisnahe Versorgung mit Achskorrektur des 1. Mittelfußknochens und der Großzehe.
Hallux valgus Fehlstellung linker Fuß präoperativ
Linker Fuß 3 Monate postoperativ mit guter Achskorrektur
Der Hallux rigidus bezeichnet die eingeschränkte und schmerzhafte Beweglichkeit im Großzehengrundgelenk. Patienten verschiedenen Alters und Geschlechts beklagen ein schmerzhaftes Abrollen über die Großzehe. Dieses führt zu einer schmerzhaften Schonhaltung des Fußes und einer Fehlhaltung des übrigen Körpers. Ursache für diese Schmerzen sind meist degenerative Veränderungen des Knorpels, die Arthrose.
Basierend auf den Schweregrad des Hallux rigidus, gibt es verschiedene Behandlungsansätze:
Hallux rigidus mit deutliche Verbesserung der Beweglichkeit des Großzehengrundgelenks unmittelbar nach der Operation. Beübung der Dorsalextension mit dem Theraband am 1. postoperativen Tag unter physiotherapeutischer Anleitung.
Die Metatarsalgie umfasst Schmerzen der Mittelfußknochen, vor allem des sohlenseitigen Vorfußballens (Mittelfußköpfchen). Sie ist oft in Verbindung mit Fehlstellungen der Großzehe (Hallux valgus) oder Kleinzehendeformitäten (Klauenzehe, Krallenzehe, Hammerzehe) anzutreffen. Ursächlich ist eine fehlerhafte Lastverteilung der Mittelfußköpfchen untereinander, ein zu langer 2. und 3. Mittelfußknochen oder auch eingeklemmte Nerven und Entzündungen (Morton Neuralgie).
Eine konservative Therapie mittels Einlagen führt schon oft nach kurzer Zeit zu erneuten Beschwerden und deutlichen Beeinträchtigungen im Stand und beim Gehen.
Die Behandlung richtet sich nach der Schmerzursache und die Diagnose sollte daher differenziert erarbeitet werden. Eine fehlerhafte Lastverteilung der Mittelfußköpfchen beispielsweise bedarf einer ganzheitlichen Betrachtung und Behandlung des Fußes mit ggf. Korrektur des 1. Strahls (der Großzehe). Zu lange Mittelfußköpfchen hingegen können verkürzt (z.B. in der Technik nach Weil) und eingeklemmte Nerven entnommen werden.
Deformitäten der 2. bis 5. Zehe begleiten häufig andere Fußfehlformen, wie den Hallux valgus oder den Spreizfuß. Sie sind oft schmerzhaft und mittels konservativer Maßnahmen wie Einlagenversorgung oder Schuhzurichtung nur unzureichend zu therapieren.
Abhängig von der Lokalisation und Ausprägung der Deformität kann es zu unterschiedlichen Fehlstellungen in den einzelnen Gelenken kommen.
Eine sorgfältige Diagnostik und das Verständnis der zu Grunde liegenden biomechanischen Mechanismen ermöglicht die differenzierte operative Therapie dieser Kleinzehendeformitäten.
Neben reinen Weichteileingriffen, z.B. Sehendurchtrennung (Tenotomie) kann auch der Versatz oder Transfer von Sehnen (z.B. Sehnentransfer nach Girdlestone-Taylor) eine gezielte Therapie darstellen.
Bei fortgeschrittenen Fehlstellungen werden knöcherne Umstellungen, achskorrigierende Versteifungen (PIP,- DIP Arthrodesen) oder Verkürzungen der Mittelfußknochen (Operation nach Weil) angewandt.
Moderne Operationstechniken ermöglichen kurze Operationszeiten und frühzeitige Vollbelastung des operierten Fußes. Durch die Verwendung moderner Implantate sind häufig keine aus der Haut ragenden Drähte erforderlich und eine Materialentfernung entfällt.
Links: Krallenzehenfehlstellung der 2. Zehe mit deutlicher schmerzhafter Schwielenbildung über dem Zehengelenk. Rechts: Unmittelbar postoperatives Bild nach Achskorrektur der 2. Zehe mit verbesserter Stellung.
Prof. Dr. Christian Lüring
Direktor der Orthopädischen Klinik
Klinikum Dortmund gGmbH
Orthopädische Klinik
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