Schmerzambulanz hilft, wenn der Schmerz das Leben bestimmt

Daniela Fischer, Leitende Oberärztin der Schmerzambulanz im Klinikum Dortmund

Daniela Fischer Leitende Oberärztin der Schmerz- und Palliativmedizin im Klinikum Dortmund

Schmerzmittel gehören zu den am häufigsten in Apotheken freiverkauften Medikamenten. Die Menschen wissen aber nur wenig über Schmerzmittel, sagt Daniela Fischer, Leitende Oberärztin der Schmerzambulanz im Klinikum Dortmund. Schmerzmedikamente würden oft über- oder unterdosiert. „Es gibt kaum jemanden, der sie so einnimmt, wie es empfohlen wird.“ Das sei problematisch - mangelnde Wirksamkeit, unerwünschte Neben- und Wechselwirkungen können die Folge sein. Deshalb ist der Umgang mit schmerzlindernden Substanzen ein zentraler Therapiebaustein in der Schmerzambulanz des KlinikumsDO.

Anhaltende Schmerzen zermürben auf Dauer jeden Menschen. Oft sind es Rückenschmerzen, die das Leben zur Hölle machen. So wie bei dem 45-jährigen Patienten, der nach jahrelangem Leiden in die Schmerzambulanz des Klinikums Dortmund kam. Medikamente und sporadische Krankengymnastik hatten kaum Linderung gebracht. Die Einschränkung wurde immer größer, die Lebensqualität immer geringer. „Ein typischer Fall“, sagt Daniela Fischer, Leitende Oberärztin der Klinik für Schmerzmedizin. „In diesem Alter stehen viele beruflich unter Volldampf, die ersten Verschleißerscheinungen machen sich bemerkbar und gegebenenfalls rächt sich der bisherige Lebensstil.“ Die Beweglichkeit wird zunehmend eingeschränkt, Schlaf, Alltag und Beruf leiden, bis der Schmerz das gesamte Leben bestimmt. „Das Schmerzmonster wird immer größer.“

Chronische Schmerzen: Ursachen und der Weg zur Schmerztherapie 

Eine solche Entwicklung sei typisch, sagt Daniela Fischer. Neben chronischen Rückenschmerzen führten vor allem Kopfschmerzen und das Fibromyalgie-Syndrom Menschen in das Schmerzzentrum. Im Durchschnitt haben die Betroffenen sieben Jahre mit dem Schmerz gelebt, bevor sie bei den Profis vorsprechen. Zuvor haben sie meist einiges probiert, aber keine dauerhafte Besserung erreicht. Erst die stationäre Schmerztherapie kann den Teufelskreis aus Schmerz, Bewegungsmangel, Verlust der Selbstständigkeit und Energie durchbrechen und die Lebensqualität wieder steigern. „Dabei müssen die Betroffenen aktiv mitarbeiten, aber sie müssen diesen Weg nicht alleine gehen.“

In der Schmerzambulanz des Klinikums gehört unter anderem der Umgang mit schmerzlindernden Substanzen zu den zentralen Therapiebaustein. Gemeinsam wird geschaut, ob und in welcher Dosierung schmerzlindernde Substanzen nötig sind, welche in Frage kommen und ob es Alternativen gibt.

Individuelle Therapieansätze in der Schmerzbehandlung 

Fachleute aus verschiedenen Abteilungen des Klinikums entwickeln gemeinsam ein maßgeschneidertes Konzept. Die Expertinnen und Experten verordnen nicht Spritzen oder Pillen, sondern erstellen eine individuelle Therapie, die in dieser Form in Dortmund einzigartig ist. „Wir schauen genau, was der Einzelne braucht“, so Daniela Fischer. Das könne beispielsweise Musiktherapie sein, um Spannungen abzubauen. „Wir sind die einzigen, die das anbieten.“ Spritzen werden nur in Ausnahmefällen eingesetzt. „Der Schmerz hat sich im Gehirn manifestiert, deshalb hilft eine Spritze nicht.“

Interdisziplinäre Betreuung in der Schmerzklinik 

14 Betten stehen in der Schmerzklinik für die interdisziplinäre multimodale Schmerztherapie (IMST) zur Verfügung. Während 17 und 19 Tagen werden die Patientinnen und Patienten von einem Team aus speziell geschulten Pflegekräften, Ärztinnen und Ärzten sowie Mitarbeitenden der Psychotherapie, Physiotherapie, Ergotherapie und Musiktherapie sowie des Sozialdienstes betreut. Die Anmeldung in der Schmerzambulanz ist der erste Schritt. Der erste Termin dort dauert zwei bis drei Stunden und mündet in einen mehrseitigen Bericht, der die gesamte Vorgeschichte berücksichtigt und eine aktuelle Einschätzung zu Art und Intensität der Schmerzen, Depressivität, Angst, Stress, Alltagseinschränkungen sowie eine Therapieempfehlung enthält.

Sind alle ambulanten Möglichkeiten ausgeschöpft und bestehen die Schmerzen länger als sechs Monate, erfolgt eine stationäre Aufnahme. Ziel der intensiven und multifunktionalen Betreuung ist in der Regel die Verbesserung der Lebensqualität und der Alltagssituation. „Für manche bedeutet das, wieder selbst kochen zu können, weil sie länger stehen können. Andere möchten wieder eine größere Runde mit dem Hund gehen“, so Daniela Fischer. Die Schmerzpatientinnen und -patienten verlassen die Klinik mit einem Übungsprogramm und fast immer mit einer deutlichen Verbesserung ihres Krankheitsbildes, was durch umfangreiche Fragebögen bei Aufnahme und Entlassung mittels eines Punktesystems ermittelt wird.

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Matthias Lackmann (verantwortlich)
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