Die altersbedingte Makuladegeneration (AMD) ist in Deutschland die häufigste Ursache für eine schwere Sehbeeinträchtigung bei Menschen über 65 Jahren. Besonders die sogenannte feuchte Form, medizinisch „neovaskuläre AMD“ genannt, führt oft rasch zu einem Verlust der Sehschärfe.
Der Begriff „feucht“ beschreibt dabei den krankhaften Prozess im Auge: Es bilden sich neue, instabile Blutgefäße unter der Netzhaut, die Flüssigkeit und manchmal Blut in den Bereich der Makula – den Punkt des schärfsten Sehens – abgeben. Diese Flüssigkeitsschäden beeinträchtigen das zentrale Sehen. Unbehandelt kann dies innerhalb weniger Monate zu einer dauerhaften und gravierenden Seheinschränkung führen.
Die genauen Ursachen der Erkrankung sind noch nicht vollständig geklärt. Bekannt ist jedoch, dass ein Botenstoff namens VEGF („Vascular Endothelial Growth Factor“) eine entscheidende Rolle bei der Entstehung der krankhaften Gefäßneubildung spielt.
Spritzen direkt in das Auge
Heute wird die feuchte AMD in der Regel mit sogenannten Anti-VEGF-Medikamenten behandelt. Diese hemmen den Botenstoff und stoppen so das Fortschreiten der Erkrankung. Die Medikamente werden per Injektion in Form einer Spritze direkt in das Auge verabreicht. Die Wirksamkeit dieser Therapie ist hoch, allerdings sind für viele Patientinnen und Patienten regelmäßige Injektionen notwendig – anfangs meist im Abstand von vier Wochen, später je nach Verlauf, in längeren Abständen oder nach Bedarf. Für viele Betroffene bedeutet dies zahlreiche Arzttermine und Injektionen im Jahr.
Neue Hoffnung bietet nun das sogenannte Port Delivery System (PDS). Dabei wird in einem kurzen chirurgischen Eingriff ein winziges Medikamentenreservoir in das Auge eingesetzt. Dieses ist später für den Laien nicht mehr sichtbar und kann in festgelegten Abständen wieder befüllt werden. Die bisherige Erfahrung aus Studien zeigt, dass eine einzige Befüllung dieses Reservoirs eine Wirkung über sechs bis neun Monate erreicht. Zusätzliche Spritzen in das Auge sind in dieser Zeit nicht mehr nötig. Studien zeigen, dass so über viele Monate eine stabile Medikamentenwirkung erreicht werden kann.
Klinikdirektor ist Experte
Priv.-Doz. Dr. Raffael Liegl, Direktor der Augenklinik am Klinikum Dortmund und Spezialist für Netzhauterkrankungen, gehört zu den erfahrensten Augenchirurgen in Deutschland auf diesem Gebiet. Er schult bereits andere Fachärzte in der Implantation des PDS, bevor das Verfahren hierzulande offiziell verfügbar ist. „Für viele unserer Patientinnen und Patienten wird das Port Delivery System eine spürbare Erleichterung bringen – vor allem für diejenigen, die nicht ohne Weiteres regelmäßig ein Behandlungszentrum aufsuchen können“, betont Dr. Liegl.
In den USA ist das Port Delivery System bereits zugelassen, für Europa wird die Markteinführung im kommenden Jahr erwartet. Die Augenklinik am Klinikum Dortmund wird zu den ersten Kliniken in Deutschland gehören, die diese innovative Behandlung anbieten wird. Für viele Patientinnen und Patienten könnte dies eine wesentliche Erleichterung bedeuten: deutlich weniger Eingriffe und trotzdem der bestmögliche Schutz vor dem Fortschreiten der feuchten AMD.