Prostatakrebs: Neue Leitlinie – was Männer jetzt wissen sollten

Dr. med. Jakob Michaelis (l) und Prof. Dr. med. Michael C. Truß (r)

Dr. med. Jakob Michaelis (l) und Prof. Dr. med. Michael C. Truß (r)

Prostatakrebs ist die häufigste Krebsart bei Männern und die medizinischen Empfehlungen dazu haben sich grundlegend gewandelt. Die neue Leitlinie setzt auf individuelle Diagnostik, stellt den PSA-Test in den Mittelpunkt und empfiehlt bei bestimmten Fällen ein „Beobachten statt Behandeln“. Was das für Männer bedeutet und warum spezialisierte Zentren so wichtig sind, erklärt Dr. Jakob Michaelis vom Klinikum Dortmund. 

Prostatakrebs ist die häufigste Krebsart bei Männern in Deutschland. Bei den medizinischen Empfehlungen hat sich einiges verändert, wie die jetzt erschienene aktualisierte Prostatakarzinom-Leitlinie zeigt.

Dr. Jakob Michaelis, Facharzt der Urologischen Klinik des Klinikums Dortmund, hat sich intensiv mit den neuen Vorgaben befasst: „Die Leitlinie geht klar in Richtung eines individualisierten und risikoadaptierten Vorgehens. Der Erkrankungsverlauf zeigt beim Prostatakrebs eine große Bandbreite von sehr langsam wachsenden Tumoren ohne Einfluss auf die Lebenserwartung bis zu hochaggressiven Formen – daraus ergeben sich unterschiedliche Empfehlungen für das weitere Vorgehen.“

Bereits bei der Früherkennung setzen die veränderten Empfehlungen an, indem sie den PSA-Wert in den Mittelpunkt stellen. Bisher ist die rektale Tastuntersuchung eine Kassenleistung für Männer ab 45 Jahren. Jetzt wird der PSA-Test, der einen speziellen Wert im Blut misst, zur zentralen Methode der Früherkennung.

Früherkennung anhand des PSA-Wertes und eines speziellen MRTs 

Wenn der PSA-Wert erhöht ist, soll nicht mehr automatisch Gewebe entnommen werden. Stattdessen empfiehlt die Leitlinie nach einer Bestätigungsuntersuchung nun erstmals zunächst ein spezielles MRT der Prostata. „Das ist eine sehr genaue und zuverlässige Methode“, so Dr. Michaelis. Patienten könne eine Biopsie erspart werden, wenn die MRT keinen Hinweis auf Krebs findet.

Wenn sich der Verdacht bestätigt, zeigt der Prostatakrebs bei manchen Patienten ein sehr langsames Wachstum und wirkt sich dann nicht lebenszeitverkürzend aus. Darum empfiehlt die Leitlinie bei Prostatakrebs mit einem niedrigem Risiko die sogenannte aktive Überwachung. Dabei wird der Tumor regelmäßig kontrolliert – mit PSA-Tests, MRT und Verlaufsbiopsien. Operiert oder bestrahlt wird nur, wenn der Krebs aggressiver wird. So können Nebenwirkungen der Therapien wie Inkontinenz oder Impotenz oft vermieden oder zumindest lange Zeit hinausgezögert werden. Dr. Michaelis: „Es gibt eine zunehmende Datenbasis, die bestätigt, dass die aktive Überwachung bei Prostatakrebs vom niedrigen Risikoprofil eine sichere Form des Krankheitsmanagements ist. Bei höherem Risiko sollte hingegen weiter eine zeitnahe Therapie angestrebt werden.“

Auf der anderen Seite bringt die Leitlinie auch für Hochrisikokonstellationen Neuigkeiten mit sich: Neue hormonale Therapien, so genannte Testosteronblocker, verbessern die Prognose bisher im metastasierten Stadium. Nun sollen sie bei bestimmten Hochrisikosituationen bereits vorher zur Anwendung kommen, um eine Metastasenbildung zu verhindern.

Behandlung im zertifizierten Zentrum

Ein weiterer wichtiger Punkt: Die Leitlinie rät ausdrücklich, sich in einem spezialisierten Zentrum behandeln zu lassen. Das Klinikum Dortmund verfügt über ein großes, zertifiziertes Prostatakarzinomzentrum, das alle modernen Diagnose- und Behandlungsmethoden anbietet und klaren Qualitätsstandards folgt. Die neue Leitlinie macht deutlich: Für eine optimale Behandlung ist die Erfahrung eines spezialisierten Teams entscheidend. In einem zertifizierten Prostatakarzinomzentrum wie dem unseren können wir jedem Patienten die individuell beste Therapie anbieten, betont Prof. Dr. Michael Truß, Direktor der Urologischen Klinik.

Für Patienten bedeuten die Neuerungen: Die Früherkennung wird individueller und schonender. Männer müssen sich nicht mehr auf die Tastuntersuchung verlassen, sondern können sich für einen PSA-Test entscheiden. Bei einem verdächtigen Befund helfen MRT-Bilder dabei, unnötige Eingriffe zu vermeiden. Und wenn ein Tumor gefunden wird, heißt das nicht immer Operation oder Strahlentherapie, sondern oft erst einmal: Ruhe bewahren und beobachten.

Infobox: Was bedeutet der PSA-Wert?
  • PSA steht für Prostata-spezifisches Antigen – ein Eiweiß, das die Prostata produziert.
  • Ein erhöhter PSA-Wert kann ein Hinweis auf eine Entzündung, eine gutartige Vergrößerung oder Prostatakrebs sein – muss aber nicht.
  • Ein erhöhter PSA-Wert bedeutet also nicht automatisch Krebs, sondern ist nur ein Hinweis, genauer hinzuschauen.
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